Mikalojus Konstantinas Ä

Mikalojus Konstantinas Ciurlionis und die litauische Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts Teil II.

Seine Prägung als Künstler erfuhr Ciurlionis im Umkreis der polnischen Kunstbewegung Junges Polen, wo er dem Einfluss des Neoromantismus, Symbolismus und des Art Nouveau ausgesetzt war. Er vertiefte sich in den Intuitivismus, die Theosophie, den Okkultismus, die Esoterik, die Kosmogonie und die experimentelle Psychologie sowie in die alten Religionen und Kulturen des Ostens – Ideen, die um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in Europa verbreitet waren. Seine frühen Werke sind gezeichnet von der Anfang des 20. Jahrhunderts verbreiteten Ikonographie des Symbolismus, doch erreichte er bald seine künstlerische Reife und schuf seine eigentümliche, individuelle Bilderwelt.

1907 zog Ciurlionis nach Vilnius und schloss sich sogleich der litauischen Bewegung für die nationale Wiedergeburt an. In Vilnius debütierte er 1907 mit seinen Werken in der Ersten litauischen Kunstausstellung und wurde zum aktiven Mitglied des Litauischen Kunstvereins, einer im selben Jahr gegründeten Organisation der professionellen nationalen Kunst. Der Verband vereinigte die im Ausland lebenden litauischen Künstler und veranstalte bis zum Ersten Weltkrieg jährliche Ausstellungen ihrer Kunst.

Die jungen Künstler zeigten von litauischer Thematik geprägte Werke: bäuerlicher Alltag, Volkstypen und litauische Landschaften. Ciurlionis organisierte in Vilnius nicht nur Veranstaltungen des Litauischen Kunstvereins, er stellte auch selbst aus, arbeitete als Leiter eines litauischen Chors und arbeitete viel an seinem künstlerischen Werk. Hier in Vilnius begegnete er seiner zukünftigen Ehefrau, der Schriftstellerin Sofija Kymantaite. Auch sie war Mitglied der litauischen Bewegung für nationale Wiedergeburt. Sie war es übrigens, die Ciurlionis die litauische Sprache beibrachte, denn der hatte von klein auf nur polnisch gesprochen und geschrieben.

Obwohl die Vilniusser Periode eine besonders fruchtbare und aktive Zeit in Ciurlionis’ Leben war, zog es den Künstler doch in die Metropolen der Kunst und nach der Anerkennung, die er sich dort erhoffte. 1908 übersiedelte Ciurlionis nach Sankt Petersburg, wo er mit kurzen Unterbrechungen bis 1909 lebte.

In Sankt Petersburg malte er viel, seine Bilder wurden dekorativer und ornamentreicher, ihre Farben kräftiger. Doch das Publikum und die meisten Kunstkritiker verkannten sein Werk, die Sammler waren nicht am Erwerb seiner Bilder interessiert, und der Künstler konnte sich nur mit Mühe finanziell über Wasser halten.

Das Bild Rex ist Ciurlionis’ kompliziertestes und größtes Werk. Im Zentrum des Bildes thront der erhabene Herrscher des Alls, eine große dunkle Kontur zeichnet seine helle Silhouette nach. Der Thron des Herrschers steht auf einer durchsichtigen Erdkugel; in deren Zentrum brennt ein Feuer, das sich auf einer Wasserfläche widerspiegelt. Die Erdkugel ist umgeben von Bergen und übereinanderliegenden Sphären der Erde, noch höher dann vom Himmel mit den Sternen-, Kometen-, Sonnen- und Mondsphären, denen ein Zug beflügelter Engel folgt. Die Hauptgewalten des Universums – Erde, Wasser, Feuer und die Himmelskörper – unterliegen einer erhabenen hierarchischen Struktur. Die vielen Elemente verbindet Ciurlionis meisterhaft zu einem Ganzen und bedient sich dabei überraschender Metamorphosen – Wolken werden zu tauendem Schnee u. ä. ; den Bildraum teilt er nach einem zeitlichen Rhythmus ein (Tag und Nacht, hell und dunkel).
In diesem Bild, wie auch in anderen späten Bildern, schuf Ciurlionis einen vielschichtigen, perspektivenreichen und zugleich dekorativen Raum, womit er einen einzigartigen Beitrag zur europäischen Kunst der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert leistete.

Der auf dem Thron sitzende, gekrönte Herrscher über das Universum, bleibt im Schatten. Wer ist dieser unbekannte, fremde, über alles herrschende Gott? Dieses geheimnisvolle Rätsel gibt Ciurlionis uns auf, ohne uns das Gesicht der Königsfigur zu zeigen oder eine Antwort zu geben. Rex ist das letzte Gemälde des Künstlers. Seine intensive schöpferische Tätigkeit sowie die stete materielle Not raubten ihm die geistige und physische Gesundheit. Der Künstler starb 1911 in einem Sanatorium bei Pustelnik nahe Warschau.

Ciurlionis’ Kunst ist der Welt wenig bekannt, doch bedeutende europäische Intellektuelle, Künstler, Schriftsteller und Komponisten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schätzten ihn als innovativen Visionär und Genie der Kunstsynthese.

Die Kunst von Ciurlionis war auf großen Ausstellungen zu sehen, z.B. „Zum Raum wird hier die Zeit. Die Symbolisten und Richard Wagner“ (Berlin, Brüssel, 1991), „Territorium artis“ (Bonn, 1992), „Okkultismus und Avantgarde: von Munch bis Mondrian: 1900-1915“ (Frankfurt a. M., 1995) und anderen. Retrospektiven seines Schaffens gab es 1992 im Sezon-Museum in Tokio, 1998 in Köln, 2000 im Musée d’Orsay in Paris, 2001 in den Nationalmuseen von Warschau und in Poznań (Posen). Die Bilder von Ciurlionis repräsentieren das Panorama der europäischen Kunst der Jahrhundertwende und bereichern dieses maßgebend.

Das M.-K.-Ciurlionis Museum für bildende Kunst befindet sich im Hauptgebäude des M.-K.-Ciurlionis-Nationalmuseums in Kaunas in der V.Putvinskio g. 55.

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Ciurlionis und die litauische Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Der berühmteste litauische Künstler des 20. Jahrhunderts war Mikalojus Konstantinas Ciurlionis, ein bedeutender Maler des frühen Modernismus in Ost- und Mitteleuropa, ein Vertreter des Symbolismus. Er zeichnete sich aus durch eine selten anzutreffende schöpferische Verbindung: Er war sowohl Komponist als auch Maler. In seinem künstlerischen Schaffen versuchte er, die Idee von der Kunstsynthese zu verwirklichen, und schuf eine eigene Welt der Visionen und lyrischen Phantasien. Seine reife Zeit dauerte nur kurz: den größten Teil seiner Werke schuf er zwischen 1906 und 1909. Er starb im Alter von 36 Jahren. Die zu Lebzeiten verwehrte Anerkennung wurde ihm nach seinem Tode zuteil – heute gilt er als künstlerisches Genie. Sein Werk zählt zum wertvollsten Erbe in der Geschichte der litauischen Kunst. Es wird heute in Kaunas aufbewahrt, in dem nach ihm benannten Nationalmuseum, das 1921 gleich nach der Unabhängigkeit von Litauen 1918 gegründet wurde.

Ciurlionis wurde 1875 in der südlitauischen Kleinstadt Varena geboren. Sein Vater war Organist, dementsprechend früh begann der Junge zu musizieren und Klavier zu spielen. Der Künstler wuchs in dem litauischen Kurort Druskininkai auf, wo ihn die Schönheit der umgebenden Natur von Kindheit an stark beeindruckte. Der größte Fluss in Litauen, der Nemunas (Memel), der majestätisch durch Tal, Wald und Steilküsten fließt, und das malerische Raigardas-Tal unweit von Druskinikai zogen den zukünftigen Künstler in ihren Bann. Diese Orte suchte er auch als Erwachsener auf wie ein ganz eigenes Paradies, um in der Natur die Inspiration für sein Schaffen zu finden.

Von 1889 bis 1893 studierte Ciurlionis an der von Fürst Michael Ogiński am Fürstenhof im litauischen Plunge gegründeten Orchesterschule. Er spielte Flöte im Hoforchester, wo bis Anfang des 20. Jahrhunderts die Traditionen des höfischen Musizierens gepflegt wurden. Ciurlionis entschied sich für den Beruf des Musikers und studierte von 1894 bis 1899 am Warschauer Musikinstitut, anschließend von 1901 bis 1902 am königlichen Konservatorium in Leipzig. Zu Ciurlionis`Werken zählen die symphonischen Dichtungen „Jūra“ (Das Meer), „Miške“ (Im Walde), die Kantate „De profundis“, Werke für Klavier (Präludien, Variationen), Streichquartett und Orgel sowie Chorfugen und harmonisierte Volkslieder.

Um 1902 entdeckte Ciurlionis die darstellende Kunst. In Litauen war ein Studium der Kunst nicht möglich, da die russische Regierung die Universität Vilnius mit den Lehrstühlen für Kunst 1832 geschlossen hatte. Danach konnten Litauer nur außerhalb des Landes einem Kunststudium nachgehen. Ciurlionis entschied sich für die Kunstschule in Warschau, die er von 1904 bis 1906 besuchte. Das war eine neugegründete Schule, die die Suche nach neuen Kunststilen förderte; es unterrichteten junge Künstler wie Ferdynand Ruszcyc, Kazimierz Stabrowski und Konrad Krzyżanowski. Weiter…

Varena

Varena ist eine Kreisstadt im Südosten von Litauen im Bezirk Alytus. Ein Drittel der Fläche des Kreises Varėna wird vom Nationalpark Dzūkija und dem Biosphärenreservat Čepkelių raistas, der grössten ausgedehnten Hochmoorlandschaft in Litauen, eingenommen.

Alt-Varena (lit. Senoji Varena) wurde erstmals urkundlich 1413 erwähnt. Es entstand aus dem Jagdgut vom Grossfürst Vytautas. Der eigentliche Ort Varena entstand an der späteren Eisenbahnlinie Warschau – Vilnius – Sankt Petersburg und liegt an der A 4 die von Druskininkai nach Vilnius führt.

Im Kreis Varena (die Städtchen Merkine, Perloja, Margionys, Marcinkonys, Maksimony, Zervynos, Liskiava und Valkininkai gehören dazu) befinden sich 72 Naturerbeobjekte und 12 Landschaftsschutzgebiete. Varena ist nicht nur durch seine Kieferwälder berühmt, denn die Region verfügt über 160 Seen und durch das Territorium fliessen Nemunas, Merkys, Šalčia, Varėnė und Ūla. Hier werden die alten litauischen Traditionen hochgehalten, denn die Handwerker der Region Dzukai pflegen die altertümlichen Sitten und Bräuche. In den Dörfern gibt es viele Tischler, Zimmermänner, Weberinnen, Flechter, Schwarz-Keramik-Hersteller und Bienenzüchtereien.

Im Wirtschaftsbereich haben sich Unternehmen aus den Bereichen Forstwirtschaft (Holzindustrie, Pilz- und Beerenvorbereitung, Waldbepflanzung), Holzbearbeitung, Tourismus und der Nahrungsmittelindustrie niedergelassen. Der grösste Forstwald in der Region ist der Dainavos giria. Die Fläche vom Kreis Varena beinhaltet 69,1 % Wälder, Landwirtschaft 22,2 %, Strassen- und Wege 2,5 %, Gewässer 2,2 % und das verbaute Territorrium 1,2 %.

Varena ist die „Pilzhauptstadt“ von Litauen. In den Wäldern befinden sich Unmengen an Pilzen. Das traditionelle Pilzfest findet jährlich im September statt, dort wird auch der Pilz-Champion gekürt. Dieses einmalige Spektakel zieht viele Teilnehmer aus der Region, aus ganz Litauen, aber auch dem benachbarten Ausland aus Polen und Weissrussland, an.

Weitere Highlights in der umliegenden Region von Varena sind:
der Ciurlionis Weg mit Wegkreuzen Holzschnitzereien geschmückt, der sich vom Kurort Druskininkai bis Varena erstreckt und das Vincas Krėvė-Mickevičius Museum des litauischen Literatur-Klassikers. In Liskiava sind die Ruinen vom alten Schloss aus dem 14. Jahrhundert und die Kirche im Barockstil wirklich sehenswert. Auch der kleine Holz-Skulpturenpark, zur Erinnerung an die Mitglieder des Aufstandes von 1863, macht ein Ausflug nach Liskiava zum Erlebnis.

Schon gewusst?
Es gibt noch ein Varena: ein typisches Dorf der Val di Fiemme in Italien. Es befindet sich sich am Fuße des Schwarzhorns (2439 m), auch “Rocca” genannt, dort wo das Valle del Pezzòn und des Rio Gambis aufeinander treffen.

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