Volksmalerei
Die Malerei gehört in der Volkskunst in Litauen zu den figurativen Künsten. Motive alter Gemälde, Skulpturen und Zeichnungen sind of Stationen aus dem Leben Christi, der Jungfrau Maria oder Heiliger. Die Bilder sind auf Holz, Metallplatten oder Leinwand gemalt und finden sich oft in Kirchen oder Kapellen. Die meisten von ihnen stammen aus dem 19. Jahrhundert, doch einige wenige datieren aus dem 18. Jahrhundert oder noch früherer Zeit. Bei der Einordnung der Gemälde muss man zwischen den Werken von naiven und akademisch gebildeten Künstlern unterscheiden. Die zur Volksmalerei zählenden naiven Gemälde fallen durch ihre Einfachheit, harmonische Komposition und die Wiederkehr bestimmter Motive auf und wurden meist von älteren Künstlern geschaffen, die sich das Malen selbst beibrachten. Daher finden sich auch in der naiven Volkskunst, die von der klassischen Kirchenkunst inspiriert wurde, Einflüsse der jeweils vorherrschenden Malstile.
In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts erlebte die Malerei einen ungeheuren Aufschwung, jedoch wurde wegen der Unterbrechung nach dem Krieg nicht direkt an die traditionelle Volkskunst angeknüpft. Auch hier kam es wieder zur Aufteilung in die zwei Gruppen naive und akademische Kunst, wobei die naiven Künstler nach der ersten Ausstellung sofort weltweit bekannt wurden. Die besten Werke aus den Siebzigern wurden in die Welt-Enzyklopädie der Naiven Kunst aufgenommen (M. Bičiunienė, J. Nalivaikienė, M. Kozmina, M. Juščiunienė, E. Kniuškaitė, B. Zavackis und andere). Viele dieser Künstler begannen ihre Karriere erst in mittleren Jahren oder im Alter. Ihre Bilder zeigen Dörfer aus ihrer Jugend, Szenen aus der Natur oder Feiertagsimpressionen und bilden eine harmonische Welt ab, in der der Mensch im Einklang mit der Natur lebt. Der Stil der einzelnen Künstler ergibt sich aus ihren individuellen Ansichten, Lebenserfahrungen und ihrer Vorstellungskraft. Die meisten dieser Bilder haben auch hohen ethnographischen Wert, da sich durch die Abbildung von Menschen, Gebäuden und Szenen aus dem Dorfleben die Volkskultur in lebendigen Farben spiegelt. Naive Kunst hat einen großen Anteil an Ausstellungen und Wettbewerben. Einer der bekanntesten Kunstpreise ist der jährlich in Joniskes vergebene A. Varnas-Kunstpreis.