Egle die Natterkönigin
Skulptur von Egle die Natterkönigin in Palanga, (c) UAB ANTILE |
In Zusammenhang mit dem totemischen Glauben an die Macht der Natter und das Sinnbild des Bernsteinpalastes steht das älteste litauische Märchen „Egle die Natterkönigin“.
Während die Fischertochter Egle im Meer badet, schlüpft der Natterkönig in ihre Kleider. Eglë verspricht ihm im Scherz, ihn zu heiraten, wenn er ihr die Kleider wiedergibt. Nach einigen mythischen Täuschungsversuchen muss Egle den Natterkönig Þilvinas aber tatsächlich heiraten und lebt fortan in einem riesigen Bernsteinpalast auf dem Grund des Meeres.
Hier findet Egle ihr Glück, denn der schöne Þilvinas schenkt ihr seine Liebe. Die Fischer aber sehen Þilvinas nur als Teil ihres harten Überlebenskampfes mit dem Meer. Umschlossen von Wellen und den Tod ankündigender Kälte blicken sie in die stechenden, unbarmherzigen Augen der Natter.
Natter und Bernstein sind Symbole des goldenen Zeitalters und der jenseitigen Welt der Seelen. Aus dieser Welt sehnt sich Egle nach Hause zurück und erkämpft sich durch das Bestehen schwieriger Aufgaben das Recht, ihre Eltern zu besuchen. Egles Brüder jedoch foltern Egles Kinder, um hinter das Geheimnis des Natterkönigs zu kommen, und als sie den magischen Namen Þilvinas erfahren haben, zerhacken sie den Natterkönig mit ihren Sensen. In ihrer Hoffnungslosigkeit und ihrem Schmerz verwandelt Egle sich in eine Tanne und ihre Kinder in eine Eiche, eine Esche, eine Birke und eine Espe.