Litauen erwägt Waffenhilfe für die Ukraine
Der Konflikt zwischen Wladimir Putin´s neo-imperialistischem Russland und zahlreichen seiner Nachbarstaaten spitzt sich weiter zu. Vor allem Litauen, dass zum Unmut des Kremls einen scharfen Kurs gegenüber Moskau fährt, setzt weiter auf Härte und erwägt nun deshalb auch Waffenlieferungen an die Ukraine, die seit April in einigen östlichen Grenzregionen die russische Armee und mafia-ähnliche kriminelle Banden bekämpft, die eindeutig von Moskau gesteuert werden. Im Gegensatz zu den USA, die bisher lediglich nicht-tödliche militärische Güter liefern, will die Regierung in Vilnius auch tödliche Waffen, sogenannte „Lethal weapons“, an Kiew senden. Darunter könnten sich vor allem moderne Panzerabwehrraketen und Laser-gelenkte Artilleriesysteme befinden. Auch Handfeuerwaffen und große Mengen an Munition könnten in die Ukraine geliefert werden, zu einem günstigen Freundschaftspreis. Überraschend wäre diese Hilfe kaum, denn genau wie die Ukraine sieht sich Litauen von Russland bedroht.
Litauen ist im Besitz moderner Militärtechnik
Als NATO-Mitglied ist Litauen selber im Besitz dieser modernen westlichen Waffen und kann sie ohne Absprache mit den Bündnispartnern an Dritte verkaufen. Litauen begründet dieses Vorhaben damit, dass die Ukraine das Recht habe, sich gegen die russische Aggression zu verteidigen und zu diesem Zweck auf moderne westliche Militärtechnik angewiesen sei. Die ukrainische Armee würde solche Lieferungen sicherlich dankbar annehmen, denn genau wie die russische Armee leidet auch das ukrainische Militär unter chronischer Korruption, Unterfinanzierung und veralteten Waffensystemen aus sowjetischen Zeiten. Russland hat auf Litauen´s Ankündigung, vielleicht Waffen an Kiew zu liefern, schon reagiert. Der Kreml stoppte letzte Woche die Einfuhr von neuen Autos aus Litauen, unter dem fadenscheinigen Hinweis, die aus Litauen stammenden Pkw´s seien „Schmuggelware“. Wahrscheinlicher ist, dass es sich schlicht und ergreifend um eine Retourkutsche des Kremls handelt, denn warum nach 20 Jahren problemlosem Autohandel Litauen´s neue Pkw´s nun plötzlich „Schmuggelware“ sein sollen, bleibt wohl Moskaus Geheimnis.
Entstehung der polnischen ethnischen Minderheit in Litauen
Mit der Gründung des jagiellonischen Reiches Polen-Litauen (europäische Dynastie, die von 1386 bis 1572 die polnische Könige und die Großfürsten von Litauen stellte) liessen sich viele Polen im Gebiet des heutigen südöstlichen Litauen, der heutigen Westhälfte von Weißrussland und dem heutigen westlichen Drittel der Ukraine, außerdem in Nordmähren (Tschechien) und der nördlichen Slowakei nieder.
Aufgrund der Teilungen von Polen zwischen 1772 und 1795 kam der größte Teil unter russische Herrschaft. Mit dem Frieden von Riga 1921 bekam das wiedererstandene Polen fast die Hälfte der durch die Teilung an Russland abgetretenen Gebiete zurück. Doch schon 1939 verlor Polen die Gebiete erneut durch den Hitler-Stalin-Pakt und endgültig 1945 durch den mit der Sowjetunion geschlossenen Grenzvertrag. Die meisten dort lebenden Polen wurden anschließend nach Polen umgesiedelt. Die verbliebenen Polen haben sich zu fast zwei Dritteln an Litauer, Weißrussen und Ukrainer assimiliert. Inzwischen werden sie aber als nationale Minderheiten anerkannt.
Die polnische Minderheit lebt heute überwiegend im östlichen Teil von Litauen. Besonders in der Hauptstadt Vilnius und in der Umgebung. Vertreten werden sie u. a. durch den Bund der Polen in Litauen (polnisch: Zwiazek Polaków na Litwie). Der Kurier Wileński (deutsch: Vilniusser Kurier) ist eine in Vilnius erscheinende polnischsprachige Tageszeitung. Nasz Czas (deutsch: Unsere Zeit) eine in Vilnius herausgegebene polnischsprachige Wochenzeitung und mit Znad Wilii (deutsch: Von der Neris) sendet auch ein polnischsprachiger Radiosender (103.8 FM) aus der litauischen Hauptstadt bis in die angrenzenden Gebiete von Weißrussland. Es existieren noch viele weitere polnische Organisationen und Institutionen in Litauen. Zum Beispiel haben polnische Kinder die Auswahl unter mehreren polnischen Schulen.