Vom Pokerspieler zum MEP – Tony G
Manche Leben verlaufen unverhofft. Andere nehmen Wendungen, die wohl nicht einmal die betroffene Person vermuten würde. Das gilt auch für Antanas Guoga, auch als Tony G bekannt. Sein Weg verlief vom erfolgreichen Pokerspieler hin zu einer politischen Karriere. Dieser Artikel schaut sich den Werdegang einmal genauer an.
Wer ist Tony G?
Tony G wurde in Kaunas in Litauen geboren und zog mit seiner Mutter mit elf Jahren nach Melbourne. In beiden Ländern führt er einige Unternehmen, so unter anderem als Aktionär von „Rate Detective“. Zusätzlich hat er das TonyResort, ein Freizeitpark mit Hotel, Restaurant und Konferenzzentrum. Einige weitere Fakten:
- Vermögen – im Jahr 2013 lag das Vermögen bei ungefähr 13 Millionen Euro. Zwei Jahre später erhielten die Unternehmensaktien eine Bewertung in Höhe von 24,55 Millionen Euro. Guoga war demnach in den Top 100 der Reichen von Litauen angekommen.
- Spenden – 2016 erklärte Guoga, dass er rund 20 Millionen seines Vermögens notariell zu Schenkungszwecken beurkunden ließ. Die Schenkungen sollten an einen Investitionsfond der Universität Vilnius gehen, den Bau einer Kirche unterstützen, wobei dieser Kirche Gemeindezentrum, Senriorenzentrum, ein Sportplatz und eventuell ein Kindergarten angehören sollte.
Aber wie gelang es jemandem, sich so durchsetzen zu können? Die Antwort: Pokern.
Was zeichnete den Pokerspieler Tony G aus?
Das Pokerspiel hatte Guoga schon vor seinem Umzug nach Australien verstanden. Seit seinem zwölften Lebensjahr spielte er und das mit Erfolg:
- Main Event – bei der World Poker Tour in Paris im Jahr 2003 machte er als Tony G zum ersten Mal auf sich aufmerksam. Er schaffte es, den fünften Platz zu erringen. Wirklich aufgefallen war er jedoch durch einen kleinen Eklat. Tony G ist für eine sehr provokante und aggressive Spielweise bekannt, weshalb ihm Howard Lederer nicht einmal die Hand schütteln wollte. Abseits seiner Spielweise gilt er übrigens als sehr umgänglich.
- WPT 2004 – es gab das erste Preisgeld für die Platzierungen in den Varianten „Seven Card Stud“ und „Limit Texas Hold’em“. Drei Monate später erreichte der Platz zwei und erhielt 400.000 Dollar.
- WPT Bad Byys of Poker – dieses Turnier gewann Tony G im Jahr 2006.
- Moscow Millions – das Turnier gewann er 2007 und erhielt 205.000 Dollar.
- Zwischenzeit – zwischen 2007 und 2017 spielte er nicht nur für Australien beim PartyPoker.com Football & Poker Legens Cup, erreichte den dritten Rang bei den European High Roller Championsship.
- Letzte Siege – im Mai 2017 konnte Tony G das Aira High Roller für sich entscheiden. Im Folgejahr nahm er an dem von Leon Tsoukernik veranstaltetem Event teil und schaffte es auf Rang 4.
Insgesamt konnte Tony G mit dem Pokern rund sechs Millionen Dollar einnehmen, was ihn zum erfolgreichsten Pokerspieler aus Litauen macht. Pokern kann heute übrigens jeder online lernen, was Portale wie onlinepokernerd.com eindrucksvoll zeigen.
Die politische Karriere
Wirklich auf die große politische Bühne gelangte Tony G, als er im Jahr 2014 für die liberale Partei Lietuvos Respublikos liberalu sajudis (LRLS) in das Europäische Parlament einzog. Es hieß damals, dass Tony G an den Präsidentschaftswahlen in Litauen fünf Jahre später teilnehmen wollte. Dies gelang nicht. Vor dem Eintritt ins Europaparlament wollte Guoga Bürgermeister zweier Stadtgemeinden werden. Ein Überblick:
- Vorsitz – Guoga war bis zum Mai 2016 zuerst der stellvertretende Vorsitzende der LRLS und später der kommissarische Vorsitzende für einige Tage. Dies geschah, da die Justizkommission den eigentlichen Vorsitzenden mit dem Verdacht belegte, Einflusshandel betrieben zu haben.
- Austritt – kurz darauf zog sich Guoga aus der Partei zurück.
- Wechsel – im Europaparlament blieb er, jedoch wechselte er im Oktober 2016 die Seiten: Es ging von der ALDE-Fraktion zur EVP-Fraktion.
Im Sommer 2016 hieß es, dass Guoga sich für den Vorsitz der britischen Partei UKIP bewerben würde. Sein Plan war es, nicht nur die Bürger zu vertreten, die nach dem erfolgreichen Referendum ihre Wahl bereuten, er wollte zugleich aber auch die Partei bloßstellen. Rund um diese Angelegenheit gibt es einige Gerüchte:
- Wette – angeblich hätte Guoga mit Farage um eine Million gewettet. Stimmten die Briten wirklich für Leave, würde ihm Guoga eine Million Pfund zahlen.
- Poker der Politik – nicht nur wollte Guoga den Bluff hinter der Partei aufdecken, es sollte auch mit den Mitteln eines Pokerspielers geschehen.
Wirklich gelungen ist davon nach heutigem Stand nichts. Seine Kandidatur für den Vorsitz der UKIP kam nicht durch, auch ist die Partei nach wie vor im Parlament und hat sich jüngst noch weiter nach rechts aufgestellt.
Trotz allem kann Guoga auf eine solide politische Karriere blicken, die weit über Litauen hinausgeht. Im Januar 2019 kündigte er an, dass seine politische Karriere bald vorbei sei. Er würde nicht gemeinsam mit der führenden LVZS in Wahlen antreten, zudem sieht er seine Aufgabe als beendet. Sein Ziel war es, im Europaparlament soziale Probleme und das Auftreten Russlands anzusprechen, nun kümmern sich andere darum. Jedoch schließt er künftige Aktionen nicht aus, diese stünden jedoch hinter Bedingungen: Es müssten besondere Umstände eintreffen, bis dahin gäbe es keine neue Aufstellung zur Wahl.
Fazit – eine interessante Karriere
Grundsätzlich darf bei Guoga nicht das Pokerspiel allein gesehen werden. Er wurde früh zum Unternehmer und untermalte seine sportlichen Qualitäten mit der Unternehmensführung. Natürlich halfen die Einnahmen aus dem Pokerspiel bei vielen Vorhaben, doch kann nicht behauptet werden, dass ein reiner Pokerspieler zum Politiker wurde. Guoga bewies durch seine Unternehmen, dass er unternehmerisch denken kann und somit auch realistische Ziele in der Politik verfolgen kann. Ein kleines Manko könnte die Geschichte rund um die UKIP sein. Der Plan ging nicht auf und in der englischen Politik kam Tony G überhaupt nicht zur Geltung. Gleichzeitig trat er nicht zur Kandidatur in Litauen 2019 an, wobei dies natürlich darauf zurückzuführen ist, dass er sich allgemein aus der Politik zurückziehen will.
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